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Produktion bei den Wikingern


Bislang ist immer noch nicht ganz klar, wo und wie Glasperlen zur Zeit der Wikinger produziert wurden. Zur Zeit geht man von folgenden Modellen aus.

Für alle drei Modelle gibt es archäologische Hinweise.

Spezialwerkstätten

Für das erste Modell der Spezialwerkstätten spricht, dass bestimmte Perlentypen eine Art Handschrift des Herstellers tragen. Dies gilt vor allem für Mosaikaugenperlen, deren Muster sehr komplex sind, jedoch viele starke Ähnlichkeiten aufweisen.

Produktion in Handelszentren

Für die Produktion in einem Handelszentrum durch einen spezialisierten Handwerker sprechen vor allem die Funde von entsprechenden Feuerstellen in Ribe und Haithabu. Durch Funde von Produktionresten ist die Produktion in Ribe als gesichert anzusehen. Auch in Haithabu sprechen die Funde für eine mögliche Glasperlenwerkstatt. Man geht heute davon aus, dass die großen Handelszentren Ribe, Haithabu und Birka vor allem in den Sommermonaten rege genutzt wurden. Dies zeigt sich vor allem an den Funden von Hütten, die nicht für die Nutzung im skandinavischen Winter ausgelegt waren. Es gilt also als wahrscheinlich, dass spezialisierte Handwerker die eine Hälfte des Jahres ihre Werkstatt in einem Handelszentrum hatten und dort ihre Produktion verkauften, während sie die Wintermonate an Heim und Herd verbrachten. Evlt. hatten sie dort ebenfalls eine kleine Werkstatt eingerichtet.

Produktion auf Höfen

Das dritte Modell der winterlichen Produktion an den Höfen in den wikingerzeitlichen Dörfern geht davon aus, dass Glasperlen auch von Laien hergestellt wurden. Im den kurzen Sommermonaten kümmerten sich die Leute um Haus, Hof, das Vieh und die Landwirtschaft. In den Wintermonaten wurde in einem Grubenhaus oder im Wohnhaus eine Feuerstelle zur Glasperlenproduktion genutzt. Die Erzeugnisse wurden dann ähnlich wie überschüssige Nahrungsmittel und Vieh im Frühling auf Märkten verkauft. Für dieses Modell spricht die große Vielfalt bei der Muster und die Abwandlung von gängigen Muster mit neuen Farben.

Fazit

Da es für alle drei Modell gesicherte archäologische Hinweise gibt, treffen vermutlich auch alle zu.

Allerdings sollte man sich bei der Glasperlenherstellung auch jedes Mal den Aufwand, mit dem sie betrieben wird, vor Augen führen. Neben dem eigentlich Rohmaterial, dem Glas, benötigt man eine Feuerstelle, die über Blasebälge mit Sauerstoff versorgt wird. Außerdem muss ständig neue Holzkohle oder Holz herbeigeschafft werden. Eine einfache Werkstatt mit nur einem Glasperlenmacher benötigt als min. 3 Personen. Sinnvoller ist es jedoch an Feuerstellen oder sogar Öfen mit mehreren Glasperlenmachern zu arbeiten. Entsprechend viele Personen müssen anwesend sein, um den Glasperlenmachern zuzuarbeiten. Auf diese Art und Weise werden heute noch Glasperlen in Indien und Anatolien hergestellt. Die schier unglaublich großen Fundzahlen von Glasperlen der Wikinger legen nahe, dass eine solche Anzahl ohne spezialisierte Werkstätten mit mehreren Glasperlenmachern und Helfern nicht zu erreichen ist. Der weitere Vorteil von Spezialwerkstätten wäre, dass diese eng mit Glasherstellenden Handwerkern zusammenarbeiten könnten. Einzelne Handwerker in Siedlungen und Höfen sind dagegen immer von dem Nachschub an Rohglas durch Handel abhängig.