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Römische Kaiserzeit & Völkerwanderung


Die Römische Kaiserzeit wird meist mit dem Zeitraum 10 n. Chr. bis 375 n. Chr. eingefasst. Die Völkerwanderungszeit von 375 – 550 n. Chr. schließt sich direkt an. Wie die Eisenzeit wird auch diese Epoche der Antike in Stufen oder Phasen eingeteilt. Jede Stufe hatte eine bestimmte Glasperlenmode. Neben der Häufung bestimmter Glasperlentypen in den jeweiligen Stufen, gibt es eine sehr große Zahl an Einzelfunden, die sich nicht eindeutig einer Epoche zuordnen lassen.

Verteilung der germanischen Stämme

um 50 n. Chr. (Quelle: www.wikipedia.org)

Die römische Kaiserzeit ist in Mitteleuropa die Zeit der Germanen, ein Begriff, der nicht gerade unproblematisch ist. Er steht weder für eine einheitliche Volksgruppe noch für eine gesamtheitlich germanische Identität im Gebiet des heutigen Deutschlands. Vielmehr werden unter Germanen alle Stämme, die in der Germania Libera, dem nicht von Römern besetzten Teile der heutigen Bundesrepublik Deutschland und den angrenzenden Staaten, leben, zusammengefasst. Darunter fallen verschiedene Stämme wie die der Sueben, Cherusker und Chatten. Einiger diese Stämme sind Vorläufer der großen Stämme des Frühmittelalters.

 

Germanisches Leben

Rekonstruiertes germanisches Dorf in Fritzlar-Geis

(Quelle: www.wikipedia.org)


Die Kelten der vorrömischen Eisenzeit gehen in germanische Stämmen nach der Zeitwende auf. Mit dem Ende der Oppidia-Kultur gehen einige Kunstfertigkeiten verloren, so unter anderen die Glasperlenmacherei. Während die Oppidia stark befestigt waren, leben die Germanen nun größtenteils in unbefestigen losen Siedlungen, die aus Einzelgehöften bestehen. Als Bestattungssitte herrscht die Brandbestattung vor. Diese Sitte ist auch der Grund, warum es nur sehr wenige Komplettbefunde gibt. Es überwiegen Glasperlen-Einzelfunde.

 

Schmuck aus römischen Münzen

um 400 n. Chr., Schatzfund aus Szilágysomlyó

Die germanische Lebensart war stark durch die Römer beeinflusst. Vor allem, die Stämme, die dicht am Limes siedelten, unterhielten enge Handelsbeziehungen zu ihren römischen Nachbarn. Einige Stämme übernahmen Aspekte aus der römischen Lebensweise und gelten damit als „romanisiert“. Der Einfluss der Römer erstreckt sich auf die gesamte Germania libera, nimmt jedoch gen Norden stetig an Intensität ab. Die Germanen importierten viele Handelsgüter, darunter Keramik, Schmuck, Glasperlen und sogar Waffen. Im Gegenzug verkaufen sie Lebensmittel und Holz an die Römer, die sonst vollständige vom Nachschub aus Rom abhängig waren.

Es gab auch Germanen, die im Dienste Roms standen. Neben Söldnern in der römischen Armee kam es auch immer wieder zu Verschleppung von Germanen, die dann als Sklaven in den Kasernen und den Häusern der römischen Verwalter dienten.

 

Bedeutung der Glasperlen

Beispiel für römische Ketten

Funde aus Baden-Württemberg


Glasperlen hatten auf beiden Seiten des Limes eine ganz unterschiedliche Bedeutung. Für die Römer waren Glasperlen eine reine Handelsware. Sie wurde im Römischen Reich produziert und waren direkt für den Export in die Germania libera bestimmt. Glasperlen wurden bei den vornehmen Römerinnen nur in Zusammenhang mit aufwendigem Goldschmuck angetroffen, dann jedoch waren die Glasperlen klein und einfarbig.

 

Schlichte Halskette

frühes 3. Jahrhundert, Thüringen


Alle germanischen Stämme hatten ein Faible für bunte Glasperlen, die sie fleißig aus dem Römischen Reich importierten. Es war ein Prestige Glasperlenketten zu tragen, welches alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen durchdrang. Hals- und Fibelketten gab es sowohl bei Männer wie bei Frauen. Ab Mitte der römischen Kaiserzeit treten häufig auch Bernsteinketten auf.

 

Eine Gesichtsperle in Mosaiktechnik

Im Laufe der rund 500 Jahre dieses Zeitabschnittes ändert sich die Perlenmode immer wieder. So kommen im 1. Jahrhundert n. Chr. nur selten mehrfarbige Perlen vor. Ende des 3. Jahrhundert treten die ersten Perlen mit komplexen Mustern aus zusammengeschmolzenem Glas, die sog. Mosaik- und die Strahlenaugenperlen, auf. Darunter sind Gesichtsperlen, die zum Teil römischen Kaisern nachempfunden wurden. Ein sehr außergewöhnliches Exemplar wurde in Waldgirmes (Mittelhessen) gefunden. Sie zeigt kein Gesicht, sondern einen Apis-Stier. Das winzige Bild des Stiers ist nicht mal 1 cm² groß, dennoch kann man sogar einen Räucheraltar zu Füßen des Stiers erkennen. Den Fundbericht zu diesem einmaligen Stück gibt es beim Förderverein Römisches Forum Waldgirmes e.V. nachzulesen.

 

"Prinzessin von Zweeloo"


Einer der bekannten und spektakulären Funde stammt aus der Völkerwanderungszeit. Es handelt sich um die 30 Glasperlen der „Prinzessin von Zweeloo“, die ihr vermutlich als Gürtel dienten. Dazu trug sie eine Halskette aus Glasperlen und eine weitere aus Bernsteinen. Die Zeichnung einer vollständigen Rekonstruktion findet man hier.

Zusammenfassung


In der Römischen Kaiserzeit und der Zeit der Völkerwanderung zeigen die Glasperlen sehr viele unterschiedliche Perlentypen mit einem großen Spektrum an Farbenzusammenstellungen und Mustern. Neben alltäglichen Typen findet man außergewöhnlich Einzelstücke und Gesamtbefunde. Theoretisch müsste man für jeden Volksstamm eine einige Perlenchronologie aufstellen. Zusammenfassend kann man daher nur pauschal feststellen, dass in der Zeitstellung von 10 n. Chr. – 550 n. Chr. im Gebiet des heutigen Deutschlands eine komplett andere Perlenkultur vorherrscht als sie bei den Kelten bekannt war. Weitere Bilder mit Beispielen folgen demnächst.



Literatur