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Wollsorten


Ich verspinne gern Wolle von unterschiedlichen Schafsrassen. Dabei lassen sich manche sich sehr gut verarbeiten, andere, vor allem Sorten mit kürzeren Haaren, bilden eher Knötchen oder der Faden reißt leicht ab. Jedoch hat jede Sorte ihren Reiz und ihr eigenes Endergebnis. Bestimmte Sorten sind kratzig, andere eher flauschig und weich.

Die meisten Schafszüchtungen sind relativ jung und haben keine mittelalterlichen Wurzlen. Es ist daher nicht einfach an Wolle von Rückzüchtungen oder "alten" Rassen heranzukommen. Da ich vor allem aus Leidenschaft spinne, probiere ich gern die Wolle verschiedener Rassen aus, egal, ob es diese schon im Mittelalter gegeben hat oder nicht.

 

Ausstellung 20 verschiedener Schafsrassen

Agrodome, Rotorua, 2004

Merino

Die bekannte Merino-Wolle stammt vom Merino-Schaf. Die älteste Züchtung stammt vermutlich aus dem Hochmittelalter. Diese Rasse wurde jedoch durch die Jahrhunderte immer weiter auf Optimierung der Woll- und Fleischmenge gezüchtet, so dass die heutigen Merinoschafe wenig mit ihren Vorgänger des Hochmittelalters zutun haben dürfen. In Deutschland wurde das Merinoschaf erst im 18. Jahrhundert eingeführt. Die Wolle ist sehr langhaarig und flauschig. Von den meisten Personen wird sie als sehr angenehm auf der Haut empfunden und kratzt in der Regel nicht. Zum Spinnen ist vor allem Kammzug geeignet. Man muss jedoch aufpassen, dass man sie gleichmäßig verspinnt. Dazu fasert man den Kammzug am besten vorher etwas auf. Die Farbe reicht von reinweiß bis zu gelblichen Tönen. Sie lässt sich auch hervorragend färben. Spanische Merinowolle kommt von einer Unterrasse. Sie ist braun, von der Qualität her sogar noch glatter als "normale" Merinowolle.

 

Romney

Am liebsten mag ich Wolle von neuseeländischen Romney-Schafen. Ursprünglich stammt diese Rasse zwar aus der englischen Romney Marsh, einer Marschlandschaft in Kent. Sie wurde aber schon früh nach Neuseeland importiert. Diese Rasse ist sehr robust. Die Herden bleiben meist den ganzen Sommer auf sich allein gestellt in den Hügeln des MacKenzie-Countries der Südinsel Neuseelands. Die Rasse lässt sich gut mit anderen kreuzen. Die Schafe kommen in vielen verschiedenen Farben daher, von schneeweiß über gelb, von hellbraun bis fast schwarz ist alles dabei. Die Wolle ist flauschig und langhaarig, allerdings etwas kratziger als die des Merinoschafs. Die Wolle von Romney-Schafen, ich verspinne, habe ich meist direkt von meinen Reisen mitgebracht oder vor Ort während meines Aufenthalts 2004/2005 in der Christchurch Spinner's and Weaver's Guild versponnen.

 

Deutsche Rassen

Heute sind in Deutschland vor allem zwei Schafsrassen verbreitet. Das Schwarzköpfige Fleischschaf (Schwarzkopf) ist hauptsächlich im Norden, das Merino-Landschaf (Merino) ist in den südlichen Landesteilen beheimatet. Daneben gibt es in jeder Region heute ganz unterschiedliche Schafsrassen: die Heidschnucke mit all ihren Unterrassen, das Bentheimer Landschaf, das Rauwollige Pommersche Landschaf, das Rhönschaf, das Coburger Fuchsschaf, Steinschaf, eine der ältesten Schafrassen, das Braune Bergschaf und Brillenschaf, das seinen Namen seiner dunklen Zeichnung um die Augen verdankt.

Die Wolle der Heidschnucke lässt sich nur schlecht verspinnen. Das Schaf, welche viele Menschen mit der Lüneburger Heide verbinden, hat sehr lange Grannenhaare und feine Unterwolle. Die Grannenhaare sind glatt und weisen keine Widerhaken auf, so dass ein Faden aus Grannenhaaren immer wieder auseinanderrutscht. Die Unterwolle lässt sich gut verspinnen, aber die Aufbereitung bzw. die Trennung der unterschiedlichen Haare ist mühsam. Da weder ihre grauen Farbe noch ihre Kratzigkeit und Härte der Wolle Attraktivität verleiht, ist sie meist ein Abfallprodukt. Heidschnucken werden hauptsächlich zur Landschaftspflege und zur Nahrungsgewinnung gezüchtet.

Der Schwarzkopf dient als Fleischlieferant. Seine Wolle ist für die Schäfer meist ein Abfallprodukt und daher günstig zu bekommen. Sie eignet sich aber gut zum Spinnen, da ihre Fasern eine gute Länge haben. Meine gefärbte Wolle - egal ob pflanzliche oder chemische Färbung - ist oft Wolle vom Schwarzkopfschaf.

 

Das Coburger Fuchsschaf zählt ebenfalls zu alten Rassen und hat eine auffallende Fellfärbung. Bei der Geburt sind die Lämmer von einer goldgelbe bis rotbraune Farbe. Im Laufe der Zeit hellt sich die Farbe der Wolle immer weiter auf. Beim erwachsenen Schaf ist oft noch ein leicht rötlichen Schimmer vorhanden. Das macht auch die versponnene Wolle zu etwas besondern, da auch diese stets einen rötlichen Schimmer aufweist. Wie bei allen alten deutschen Rassen, wird auch diese Wolle als kratzig empfunden.

 

Weitere Wollsorten

Neben den bereits aufgezählten, gibt es sehr viele weitere Wollsorten. Neben weiteren Schafsrassen, werden auch andere tierische und pflanzliche Fasern angeboten. Zu den tierischen Fasern zählen:

Alle genannten Fasern gehören zu den Edeltierhaaren und sind teuer. Vor allem Alpaka lässt sich aber toll verarbeit, ist flauschig, zart und kratzt nicht. Mohair und Kaschmir sind vor allem als Beimischung zu Merinowolle zu verwenden. Seidenfasern sind ein Traum für Fäden in Nähgarnqualität, kleben aber gern an den Händen.

Bei den pflanzlichen Fasern ist Flachs wohl das bekannteste. Darüber hinaus kann man andere Fasern verspinnen:

Das Verspinnen von Flachs zu Leinen weicht deutlich von der Handhabung von Wolle ab. Bis zur spinnfertigen Faser durchläuft der Flachs eine komplizierte Prozedur. Hat man ein spinnfähige Faser, so muss man diese feucht verarbeiten. In der Faser sind Klebstoffe, die für den Zusammenhalt der einzelnen Fasern sorgen. Sie werden jedoch erst aktiv, wenn sie feucht werden. Da bereits die Hände stets ein wenig feucht sind, kann man den Faserbausch nicht in der Hand halten. Dieser muss auf einen Rocken gebunden werden, so dass man sich bei der Handhabung und dem Spinnablauf umstellen muss.

 

Jede Faser hat ihr eigenen Reiz beim Verspinnen. Und jeder gewonnene Faden hat seine eigenen Eigenschaften und Qualitäten.