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FAQ - Wiki-Perlen


An dieser Stelle möchte ich ein paar Fragen beantworten, die mir immer wieder gestellt werden. Da ich weiterhin solche Fragen sammle, bitte um rege Mitarbeit. Weitere Fragen bitte per Mail an mich.

Wie kommt das Loch in die Perle?

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind Glasperlen nicht gebohrt. Vielmehr handelt es sich um Wickelperlen. Wenn das Glas, das in Stäben, Scherben oder Glasbroken vorliegt, im Feuer erhitzt wird, wird es zähflüssig. Seine Konsistenz ist mit warmer Knetmasse oder Fimo vergleichbar. Diese Glasmasse wird dann um einen Metallstab gewickelt. Die Perle wächst so Windung für Windung. Damit sich die Glasperle anschließend vom Stab lösen lässt, ist die Spitze des Metalldorn mit einem Trennmittel versehen. Nach dem Herstellungsprozess und der Abkühlphase, wird das Trennmittel in Wasser gelöst oder es zerbröselt durch einen kräftigen Schlag auf das Ende des Dorns. Zieht man die Perle vom Stab, hat diese automatisch das Perlenloch. Oftmals findet man noch Reste von Trennmittel in den Löchern, da es oftmals sich in die heiße Glasmasse brennt. Trägt man die Perlen lange, verschwindet es durch den Abrieb allerdings meist völlig.

Wie kommen die Muster auf die Perlen?

Wenn die mehrfarbigen Perlen im Licht ihren Zauber entfalten, kann man leicht denken, dass die zarten Linien und Punkte aufgemalt sind. Alle Schichten, alle Linien sind jedoch aus Glas. So kann man z.B. Punkte herstellen, indem man eine zweite Glasfarbe erwärmt und die flüssige Glasspitze auf die Grundperle aufdrückt und anschließend ab- bzw. einschmilzt. Wie das mit den Muster genau funktioniert, ist im Bereich Technik erklärt.

Dienten Perlen als Zahlungsmittel?

Obwohl Perlen nach den Keramikscherben und den Nägeln das dritt häufigste Fundgut ausmacht, geht man nicht davon aus, dass Glasperlen wirklich den Charakter eines Zahlungsmittels hatten. Allein die Verschiedenartigkeit der Perlen in Form, Größe und Verzierung würde ein genormtes System unmöglich machen. Allerdings hatten Glasperlen einen gewissen Wert. Arabische Reise berichten davon in ihren Aufzeichnungen. Man kann allerdings davon ausgehen, dass auch Glasperlen für den Tauschhandel verwendet wurden.

Wie trugen Wikingerfrauen ihre Glasperlen?

Diese Frage ausführlich zu beantworten, würde ganze Seiten umfassen. Daher hier nur ein ganz kurzer Überblick über die archäologisch gesicherten Trageweise:

Gab es überall alle Perlen?

Diese Frage nach der Verbreitung von Perlen ist ebenfalls eine sehr komplexe. Fest steht, dass man nahezu überall, wo Wikinger gesiedelt haben, auch Glasperlen gefunden hat. Aber es gab deutliche regionale Unterschiede. Manche Perlentypen gab es in bestimmten Regionen häufig, in anderen gar nicht. Jede skandinavische Region hatte ihre eigenen Bezugswege und Handelsbeziehungen und möglicherweise Perlenwerkstätten. So kommt es zu einem komplexen Verteilungsmuster der unterschiedlichen Perlentypen in ganz Skandinavien. Doch nicht nur regional gab es Unterschiede in der Verbreitung. Auch im Laufe der Wikingerzeit treten manchen Perlentypen besonders stark auf oder verschwinden sogar aus dem Fundspektrum.

Wie war der Schmuck aufgebaut?

Viele Wikinger-Reenacter tragen einigermaßen harmonische, ja oft sogar symmetrische Perlenketten. Ob dies allerdings auch dem Stil der echten Wikinger vor 1.000 Jahren entsprach, darf bezweifelt werden. In den Gräber findet man selten Ketten mit paarigen Perlen. Teilweise sind die Funde farbsymmetrisch. Manche Ketten waren völlig bunt, andere bestanden nur aus einem einzigem Perlentyp. Sehr oft wurden zahlreiche einfarbige Perlen mit wenigen mehrfarbigen Perlen kombiniert. Es gibt aber auch zahlreiche Beispiele, in denen die Ketten genau umkehrt aufgebaut waren. Wenn man auf die Frage wirklich eine kurze Antwort geben möchte, so bleibt nur ein Wort: bunt!

Wie hoch war der Wert der Glasperlen?

Leider gibt es nur sehr wenige Aufzeichnungen, welche Handelsgüter welche Werte gehabt haben. Ibn Fadlan, ein arabischer Reisender, berichtet, dass eine grüne Glasperlen ein Dirham wert gewesen sein soll. Dies kann man in andere Güter umrechnen. Für einen Dirham bekam man z.B. ein Marderfell. Wenn man von diesen Werten ausgeht, kann leicht der Eindruck entstehen, dass Glasperlen nur etwas für reiche Wikinger war. Dem widersprechen jedoch die Funde. Glasperlen fand man in Gräber aller Gesellschaftsschichten. Manche sehr reiche Bestattungen enthielten gar keine Perlen oder nur sehr wenige. So enthielt das Grab der Dame von Gausel nur 8 Glasperlen, wohl aber ein komplett vergoldetes Pferdegeschirr und weitere vergoldete Gegenstände. Man kann also nicht aufgrund der Anzahl der Glasperlen in einem Grab auf den sozialen Status des Bestattenen schließen. Daher kann man den genauen Wert von Glasperlen leider nicht ermitteln.

Warum starb die Glasperlenmode aus?

Gegen Ende der Wikingerzeit endet auch die Hochzeit der bunten Perlen. Im Hochmittelalter gab es nur noch einfarbige Perlen, die in Rosenkränzen und Gebetsketten verarbeitet wurden. Das Aussterben der Glasperlen hat vielschichtige Gründe. Sicher trug die starke Verbreitung des Christentums dazu bei. Dadurch änderten sich stark die Mode und die Lebengewohnheiten der Menschen. Doch auch die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse änderten sich in Deutschland und Skandinavien an der Schwelle zum 12. Jahrhundert. Auch muss man dieser Frage bedenken, dass die Kenntnisse der persönlichen Kleidung im frühen Mittelalter aus den Gräber stammen. Die Bestattungssitten ändert sich in dieser Zeit grundlegend. Grabbeigaben gab es fast keine mehr. Daher sind die beigabenlosen Gräber vor allem in der Übergangszeit nicht zwingend ein Abbild der Mode in der Bevölkerung.